Dinge, die ich gerne vor meiner Reise nach Tanzania gewusst hätte #1

Mein usprünglicher Plan war es eine Liste von Dingen zu veröffentlichen, die ich gerne vorher gewusst hätte. Allerdings merkte ich beim schreiben dann, dass das wohl der längste Blogpost der Menschheitsgeschichte geworden wäre (manchmal muss man wohl mal alles raus lassen). Deswegen hier Teil 1 der Dinge, die ich gerne vor meinem Reiseantritt gewusst hätte. Bevor es allerdings mit dem Gemecker losgeht, möchte ich betonen, dass diese Fehltritte meine persönlichen Erfahrungen sind. Sie müssen so nicht passieren (vielleicht bin ich einfach ein kleiner Pechvogel), vielleicht sind meine Informationen auch nicht korrekt und ich gebe keine Gewähr dafür, dass meine Tipps Erfolg bringen. Es sind meine Erfahrungen, meine Meinungen, und meine Lösungen. Folgendes ist also nicht als eine Anleitung, sondern als meine Humorvolle Art der Verarbeitung anzusehen.

Tanzania ist ein Land, dass zu diesem Zeitpunkt (2018) punktuell noch über  ein recht instabiles Stromnetz verfügt. Deswegen gibt es Orte an denen häufiger der Strom ausfällt, wie  beispielsweise Makete und Orte wo ungefähr so oft der Strom ausfällt wie in Deutschland, beispielsweise Iringa. Auch die Zeit in der der Strom fehlt variiert sehr stark. Es gibt Orte wie Matema, wo man einfacherhalber davon spricht wann der Strom da ist und nicht wann er ausfällt oder wie bei mir, wo von einen halben Tag bis eine Stunde alles drin sein kann. Vor allem wenn dann der Strom wieder zurückkommt, führt das zu starken Schwankungen der Stromspannung, was elektrische Geräte teilweise gar nicht so gerne mögen. Dieses Problem war mir bekannt und ich benutze deshalb einen Spannungsschutz als Sicherheit zwischen Steckdose und Endgerät. Dieses nette Gerät zeigt mit einer freundlichen grünen Leuchte an, dass es dich und deine Handysucht beschützt.
Mein Vertrauen wurde allerdings Anfang des Jahres hart enttäuscht. Während es gewittert fliegt hier schon öfter mal die Sicherung raus und so wunderte ich mich gar nicht groß als ich nachhause kam und der Schalter des Sicherungskastens runter geklappt war. Nachdem ich das in Ordnung gebracht hatte, wollte ich mein Handy laden. Leider ohne Erfolg. Auch mein Laptop wollte sich nicht mehr aufladen lassen. Lange Rede kurzer Sinn: vielleicht ist der Blitz eingeschlagen, vielleicht auch nicht, ich kann es nicht genau sagen. Auf jeden Fall waren alle an der Steckdose plus Spannungsschutz angeschlossenen Ladekabel futsch. Ein neues Handyladekabel aufzutreiben ist kein Problem, für einen Laptop schon eher. Wer also nicht vier Wochen auf sein neues Kabel warten möchte, der bringe sich ein Ersatzkabel mit, nur so zur Sicherheit. Oder achtet darauf seine elektrischen Geräte inkl. Kabel immer vom Stromnetz zu entfernen, wenn man das Haus verlässt. Zufälligerweise haben die meisten Steckdosen, die ich bis jetzt beobachten konnte, auch einen extra Schalter, um sie aus- und einzuschalte.
Zufall? Ich glaube nicht.

So viel dazu. Liebe Grüße aus dem mittlerweile sonnigen Tandala.

Utengule Kaffee Farm

Es ist Zeit Tanzania etwas näher kennenzulernen. Da ich nicht mal mehr vier Monate hier sein werde, will ich nun zu keinem Ausflug mehr nein sagen. Gesagt getan ging es letztes Wochenende ab nach Mbeya, genauer gesagt zur Utengule Kaffee Farm. Das Kaffee unteranderem aus Afrika bzw. aus Tanzania kommt ist vermutlich jedem bekannt. Aus diesem Grund dachten wir -ich und vier andere Freiwillige- uns, dass es an der Zeit ist diesen Mal zu testen.

Auch wenn wir am Ende nur eine Nacht auf der Farm bzw. in der zugehörigen Unterkunft waren (mehr hätten wir uns nämlich nicht leisten können), hat sich die Fahrt gelohnt. Das Gelände ist einfach super schön und wenig überlaufen. Unser persönliches Highlight: der Kaffee war umsonst. Ich kann nicht sagen, ob dieses Angebot jedem Besucher zu teil wird oder nur uns (man sah uns wohl an, dass wir uns den Spaß eigentlich nicht leisten können),  aber wir haben es natürlich voll ausgenutzt. Während der zweistündigen Führung über die Kaffeeplantage, konnten wir vor lauter Koffein uns kaum noch auf unseren Guide konzentrieren, ich hoffe er hat es uns nicht übel genommen. Es war trotzdem interessant!

Am nächsten Morgen war dann der Kaffeerausch schon fast verschwunden, weswegen zum Frühstück Nachschub bestellt wurde, bevor alle die Heimreise antraten. Mit leichter Übelkeit aber dennoch sehr glücklich gings für mich wieder zurück nach Tandala. Und ich hatte das Gefühl der Koffein wirkte noch bis in die neue Woche rein. Denn Montag ging ich besonders motiviert auf Arbeit in das Radio. Nach jeder Reise mit einem erneuertem oder erweitertem Geist, wie meine Arbeitskollegen zu pflegen sagen.

So viel dazu. Liebe Grüße heute aus der Radiostation Green.fm 91.5 Makete!!
Danke fürs Zuhören!

Stromausfall im Radio

Vor wenigen Wochen war in den Nachrichten zu sehen wie der Präsident von Tanzania John Pombe Magufuli offiziell die Bauarbeiten für die neue Zugstrecke von Dar Es Salam nach Mwanza einweihte. Die alten Eisenbahnschienen, welche noch aus der deutschen tansanischen Kolonialzeit stammen, sind nämlich sehr restaurationsbedürftig. Das Besondere: die Städte sollen mit einem Schnellzug verbunden werden der Geschwindigkeiten zwischen 120 und 160 km/h erreicht. Dieses Tempo soll der Zug mithilfe von Elektrizität erreichen. Für mich ein gewagtes Projekt, sitze ich grade zuhause in meiner Wohnung und schreibe diesen Artikel, weil wir aufgrund eines Stromausfalles das Radio ausschalten mussten. Das kommt leider momentan immer häufiger vor. Arbeiten an den Leitungen seitens der Firma Tanesco sind die Ursache. Eigentlich sollten Stromausfälle kein Problem für das Radio sein. Sobald die Leitung gekattet wird, springt ein Transmitter ein, sodass die Übertragung unterbrechungsfrei weiterlaufen kann. Diese Zaubermaschine hat Kapazitäten für etwas eine Stunde, in dieser Zeit muss der Generator angeschmissen werden. Der benötigt allerdings Öl und das nicht allzu wenig. Muss der Generator häufiger eingesetzt werden, dann reicht das Geld einfach nicht und das Radio hat erst mal gezwungenermaßen Pause.

Geld, Radio, da war doch was…?Lange habe ich gar nicht mehr von meinem ehrgeizigem Projekt erzählt, Gelder für den Erhalt des Radios zu sammeln. Aber hinter den Kulissen geht die Arbeit weiter. Das Drehbuch ist mittlerweile fertig und wartet auf seine Umsetzung, welche hoffentlich Anfang Juni stattfindet.  Dann möchte ich noch ein Exzerpt über das Projekt schreiben und suche nebenbei dringend Kontakte die mein Projekt interessieren könnte. Über meine Erfolge möchte ich auf meinem Blog weiterhin berichten. und noch den ein oder anderen Einblick in die Radiostation geben.

So viel dazu. Liebe Grüße

 

Quellen:
Eisenbahnneubau von Daressalam nach Mwanza schreitet voran
Tanzania awards $1.9 bln railway contract to Turkish firm

 

Tag der Arbeit in Süd Tanzania

Jeden Tag etwas neues sehen bzw. etwas neues kennenlernen zu können, dafür bin ich unheimlich dankbar. Vielleicht sogar etwas süchtig danach geworden. Immer wenn ich das Gefühl habe, jetzt ist eine Art Routine eingekehrt, gibt es wieder eine Veränderung in meinem Alltag. So sitze ich nun in der selben Radioshow wie immer mit andern Kollegen und kann endlich mal klugscheißen, denn jetzt bin ich der Spezialist. Nach einer Stunde kommt dann ein anderer Kollege rein und holt mich ab. Zusammen fahren wir mit dem Motorrad nach Makangalawe. Ich bekomme sogar noch eine Rückenstütze in Form eines Getränkekastens. Mit dem Bus bin ich die Strecke schon häufiger gefahren, aber mit dem Pikipiki macht es einfach viel mehr Spaß, insbesondere Tempo und Aussicht sind einfach besser. Nach einer Stunde Fahrt sind wir dann da und ich weiß mal wieder nicht wirklich was mich erwartet. Ich sehe eine Menschentraube und höre laute Boxen, hier in Makangalawe, ein Dorf im Süden Tanzanias wird der Tag der Arbeit scheinbar gebührend zelebriert. Wir haben Besuch von der Regierung, es werden Spiele gespielt und anschließend Preise verteilt. Es wird unteranderem Tauziehen und ein Wettessen veranstaltet. Dabei können sich die Zuschauer kaum das lachen verkneifen, als  die Wettkämpfer testen wer es schafft als erstes zwei Chapati und eine Soda runterzukriegen. Was ich erst später erfahre ist, dass mein Kollege, der mich hierher entführt hat, in dem Dorf aufgewachsen ist. Und er ist beliebt, während ich am Spielfeldrand beobachte wie er und seine Mannschaftskollegen versuchen ein Tor zu schiessen, höre ich ununterbrochen seinen Namen unter den Zuschauern. Auf dem Rückweg fahre ich im doch etwas bequemeren Auto der Regierungsvertreter mit und unterhalte mich nett. In dem Dorf Mangoto machen wir einen Zwischenstopp. Ich steige aus und warte darauf, dass meine Mitfahrgelegenheit mich wieder einsammelt. Auch hier werde ich nach kurzer Unsicherheit zu meinen Sprachkenntnissen, direkt in ein Gespräch verwickelt und mache neue Freunde.
Solche Ausflüge, von denen ich durch eine kurze SMS am Abend davor erfahre, die in etwa so lautet: Können wir morgen nach Makangalawe fahren? ohne jegliche Zusatzinformationen, werde ich zurück in Deutschland wohl missen.

Erkenntnis: Neue Dinge zu erfahren, heißt vielleicht öfter die Kontrolle abgeben bzw. Pläne fallen zu lassen. Das sollte doch auch ab und zu in Deutschland möglich sein, wenn man möchte.

So viel dazu. Ganz liebe Grüße aus Tandala

Unasikiliza redio Green.fm

Also eigentlich wollte ich um diese Jahreszeit schon meine eigene Radioshow raushauen und diese hier selbstsicher präsentieren. Leider müssen wir der Realität ins Auge blicken, denn soweit bin ich noch lange nicht und werde ich wohl auch bis September nicht mehr sein.

Aber es gibt auch gute Nachrichten, denn statt für meine super kreativen Moderationen berühmt zu werden, steht nun meiner Karriere als DJ nichts mehr im Wege. Heute durfte ich nämlich selbst an die Decks und ich muss sagen ich hab wirklich einen guten Musikgeschmack. Waren die Handgriffe anfangs noch sehr zaghaft und  Überblendung etwas abgehackt, so hatte ich dann schnell den Dreh raus, so gut dass mein Arbeitskollege Idawa während eines kurzen Stromausfalles mich kurzerhand alleine im halbdunkeln Studio zurückließ. Aber ich hatte das Prinzip schon verstanden: Lied circa 3 min spielen dann einen Jingle drauf, um sofort den nächsten Song anzuhängen. Als nächstes lern ich dann vielleicht etwas professioneller zu mixen, aber ganz ehrlich bei tausend verschieden blinkenden Anzeigen auf dem Bildschirm und um mich herum, war ich auch erstmal etwas schüchtern. Dazu kommt, dass ich die Lieder selber aus dem Repertoire des Senders auswählen durfte und die meisten Titel kenne ich einfach nicht… NOCH denn ich möchte hier meine Spotify Playlist mit dem irreführenden Titel Redio GreenFM Faves präsentieren in der ich einige meiner musikalischen Perlen, die wir im Radio so spielen, hinzufügen möchte.

So viel dazu. Hoffentlich viel Spaß beim anhören

Kochen auf Metaebene

Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe an Gerichten, die ich neu gelernt habe zu kochen.  Meine ersten Erfahrungen in der Küche konnte ich bei der Familie machen, bei der ich die ersten zwei Wochen verbrachte. Dafür wurde mir zunächst einmal ein Kanga umgebunden. Ein Kanga ist ein Tuch mit einem meist religiösen Spruch. Dieses hatte ich bereits bei verschiedenen Anlässen gesehen, beispielsweise beim Arbeiten, aber auch bei traditionellen Anlässen wie zur Kirche und zu einer Beerdigung.
Mittlerweile wohne ich bekannterweise alleine und so konnte ich mich jetzt das erste mal selbst an den Herd wagen. Mein erstes gelungenes Gericht war dann eine Art Tomatensoße mit Süßkartoffeln. Nach dieser Phase erweiterte ich mein Repertoire um Boga. Unter Boga versteht man hier alles, was aus Grünzeug gemacht wird. Das ganze kommt meinem Verständnis nach Blattspinat am ähnlichsten. Zum Boga passen zwei Sachen besonders gut – Reis und Ugali – letzteres wollte ich gerne erlernen, was gar nicht so leicht ist, hat man so dürre Arme wie ich. Man koche Wasser, füge eine ganze Menge Maismehl hinzu und dann rühre man sehr stark und passe auf, dass das ganze auch vernünftig gekocht ist, ansonsten gibst Probleme bei der Verdauung, sagt zumindest meine Ugalispezialistin/ Nachbarin/ Mentorin/ Arbeitskollegin alias Oliva.
Nach meiner Gastfamilie, bei der ich anfangs wohnte und verköstigt wurde, ist meine nächste großer Influencerin also meine geliebte Nachbarin.  Aber es geht noch weiter mittlerweile war ich zum Beispiel mit einer anderen Kollegin bei ihren Eltern, wo wir eben auch zusammen gekocht haben.
Alle oben genannten Rezepte, alle Anekdoten und alle Orte die ich beschreibe hier in meinem Blog, sind Teile aus meinem Leben hier: was ich höre, wenn ich mich mit meinen Kollegen im Büro und Freunden beim Mittag unterhalte oder wenn ich heimlich Gespräche auf der Straße belausche. Was ich sehe, wenn ich zu Fuß in Ikonda auf dem Markt unterwegs bin oder im Bus acht Stunden nach Iringa fahre. Was ich schmecke, was ich fühle und was ich rieche an den wenigen Orten die ich hier in Tanzania in der kurzen Zeit besuchen kann, sind subjektive Eindrücke, von denen eine noch kleinere Menge hier auf meinen Blog wandern. Ich habe mich natürlich bewusst dazu entschieden einen Blog zu schreiben, aber ich möchte keineswegs als Quelle für verallgemeinerte Aussagen über Tanzania oder sogar Afrika herhalten. Die folgenden Zeilen sind die Worte eines ehemaligen Freiwilligen, die ich ausgewählt habe, weil sie den Nagel sehr einfach und Bildich auf den Kopf treffen .

„[…]Tanzania gehört wohl ohne Frage zu den Ländern und Gebieten der Erde, von denen in den deutschen Medien oder anderen Institutionen eher wenig und oberflächlich berichtet wird. Viel wird heruntergebrochen auf Probleme, auf Armut, auf landschaftliche Schönheit oder Bilder, die man mit dem pauschal, für sämtliche Länder dieses großen Kontinents, stehendem Begriff „Afrika“ verbindet. Worauf ich hinaus will ist, dass ich mich momentan in Tanzania befinde und die Leserschaft nicht und es zum Teil auch noch nie war. Die Bilder, die vermittelt werden, können also bei einigen von gar keinem anderen stammen, als direkt von mir. Somit finde ich es wichtig direkt am Anfang zu erwähnen, dass sämtliche meiner Eindrücke für sich stehen. Das, was ich erlebe, kann ein anderer Freiwilliger in einem anderen Einsatzort schon wieder ganz anders erlebt haben. Auch nehme ich hier eine Rolle ein, die beeinflusst, was ich erlebe, so kann jemand, der in der Rolle des Pfarrers oder Lehrers hierher kommt, eventuell ganz andere Eindrücke bekommen, als jemand, der einen Freiwilligendienst absolviert. […] Stereotype stehen beim Kennenlernen von einer anderen Kultur stärker im Weg, als wir es für möglich halten. Denn wenn man beginnt sich mit ihnen seine Fragen zu beantworten, hört man auf diese Fragen zu stellen und kommt so auch nie zu Antworten. Objektiv zu berichten ist natürlich nicht möglich, da alles, was ich erlebe, von mir zu meinen bisherigen Erlebnissen und meinen Hintergründen in Bezug gestellt wird. Aber wenn ich in einer Situation von meinen Empfindungen berichte, so bedeutet das nicht, dass es so ist, sondern nur, dass ich es so wahrgenommen habe. Vieles ist vom Moment abhängig und ein Jahr lässt einen vermutlich nicht genügend Momente erleben, um sicher Urteile fällen zu können. Ein kleines Beispiel, um diese Problematik besser zu erläutern, könnte mein Zimmer sein. Kommt man mich einmal besuchen, an einem Tag, an dem ich mein Zimmer gerade aufgeräumt und komplett durch gewischt habe und traut sich dann zu, ein Urteil zu fällen, könnte dieses sein, dass ich ein sehr sauberer Mensch wäre und immer auf Ordnung achten würde, obwohl mein Zimmer vielleicht die restlichen Tage des Jahres aussieht, wie ein Trümmerhaufen. So etwas möchte ich hierbei vermeiden. Auch wenn ich generell versuche dies zu vermeiden, bitte ich darum, beim Lesen von Erlebnissen, welche zu „Spektakularisierungen“ oder Überspitzungen einladen, diese Worte im Hinterkopf zu behalten oder einfach zurück zu blättern und sie nochmal zu lesen, schließlich habe ich sehr lange für die Formulierung gebraucht.“

Ich denke vieler meiner Leser sind sich dessen schon lange bewusst, aber ich erachte es als unheimlich wichtig, sich diese Gedanken immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, egal ob beim Gespräch im Bäcker um die Ecke mit der Bildzeitung auf dem Schoß oder beim lesen online in einem Blog der von jemandem geführt wird, der für kurze Zeit auf einem anderen Kontinent lebt.

So viel dazu. Danke für die Aufmerksamkeit.

Und zudem Thema noch ein bisschen interessante Artikel:

Fremde Welt ganz nah
Mit kolonialen Grüßen
Schwarzweißafrika

Alltagsanekdoten #2

Es ist Ostern und ich habe, weil alle verreist sind außer mir, große Pläne gemacht, wie ich die Zeit sinnvoll nutzen könnte. Heute habe ich den Vormittag damit verbracht, meine vier Wände für meine Gäste herzurichten. Und wer kennt es nicht, da hat man die Küche grade komplett sauber, sogar den Herd geschruppt und alles an Geschirr abgewaschen, da meldet sich der Hunger. Ich hab dann entschieden mir etwas kochen zu lassen. Und zwar von meiner Lieblings Bibi namens Massesiwe. Dort gibt es die besten Pommes, immer Salat dazu und manchmal habe ich sogar Avocado oder Kürbis geschenkt bekommen. Ich brauche die liebe Frau auch nur anzugucken und sie weiß, dass ich gerne eine Pepsi zu meinen Pommes hätte.

Heute wollte ich allerdings das Essen einpacken lassen, ich hatte mir ja noch viel vorgenommen….

musste mich dann allerdings umentscheiden, nachdem es heftig anfing zu schütten. Insgesamt saß ich sicher 3,5h fest, weil der Regen nicht nachlassen wollte und ich nichts dabei hatte, was mir hätte Schutz bieten können.

Ich genoss mein Essen, ließ mir eine Pepsi ausgeben, unterhielt mich nett, beobachtete Menschen die durch den Regen eilen und freute mich, dass die Zeit rumging. Naja und irgendwann entschied ich mich dann, dass es Zeit war nachhause zu gehen und jetzt habe ich hier den hässlichsten Regenschirm der Welt stehen. Verrückt wie es manchmal kommt. Schöner als jeder Plan den ich mir gemacht hatte oder hätte können.

So viel dazu. Liebe Grüße von mir und schöne Ostern.

Update: Weihnachtsstimmung und neue Projekte

Nach über drei Monaten ist nun mein erstes Päckchen aus Deutschland angekommen. Was heißt Päckchen -4,8kg sind schon ein ausgewachsenen Paket. Nach dem es einige Schwierigkeiten mit dem Versand gab (ab jetzt nehm ich nur noch Päckchen an :P) bin ich sehr erleichtert, dass es das Sorgenkind endlich in meine Wohnung geschafft hat.

Nun kann ich für die nächsten 24. Tage (!) jeden Morgen ein Geschenk auspacken und was soll ich sagen Weihnachtsschokolade und Lichterkette lösen jetzt doch etwas Weihnachtsstimmung bei mir aus. Etwas verspätet, aber immerhin.

Das Nervenfutter kann ich gebrauchen, den neben der Bedrohung, dass ich im nächsten Monat einen auf Nachrichtensprecherin machen soll, habe ich von meinem Chef die Aufgabe bekommen, mir Gedanken zu machen über eine finanzielle Unterstützung des Radios. Zwar hat der Sender kleinere Einnahmen durch Werbespots, diese reichen aber lange nicht, um Gehälter, Steuern, Strom etc. auszugleichen.

Keine leichte Aufgabe… Mein erster Schritt wird es sein einen kleinen Film über das Radio Green.fm zu drehen, um diesen dann verschiedenen Firmen präsentieren zu können. Vielleicht lässt sich ja eine Radiopatenschaft aufbauen. Ich bleibe optimistisch.

So viel dazu. Liebe Grüße aus dem immernoch verregneten Tandala

Alltags Anekdoten #1

Jeden Tag laufe ich mehrmals durch Ikonda, überquere den Markt und begegne vielen Menschen. Klar ist, ich falle auf und ich bin gespannt, ob sich das je ändern wird, während meines Aufenthaltes. Auf mein Erscheinen gibt es stehts unterschiedliche Reaktionen. Und so hängt es auch sehr von meiner mentalen Verfassung ab, wie ich mit der Situation umgehe.

Wie ich es auch aus dem Dorf in Deutschland kenne, in dem ich aufgewachsen bin, ist es üblich zu grüßen. Einige Leute kennen mich schon und rufen mir gerne auch mal von weitem zu. Andere kann ich mit einer Begrüßung auf Kiswahili oder noch besser auf Kikinga überraschen und bekomme dann ein breites Grinsen oder Kichern zurück. Zuweilen werde ich auch in ein Gespräch verwickelt, sobald der Gegenüber realisiert, dass ich der Sprache halbwegs mächtig bin. Dass bereitet mir besonders Freude, weil ich mich so etwas sprachlich ausprobieren kann.

Allerdings gibt es auch Tage an denen mich die ganze Aufmerksamkeit und der Trubel überfordern. Besonders am Anfang war mir das nicht so ganz geheuer und sind wir ehrlich – es ging mir auch manchmal auf die Nerven, wenn mir beispielsweise gefühlt jeder fünfte etwas zu rief.

Gestern hatte ich allerdings eine besonders schöne Begegnung mit einer Bibi namens Mahindi. (Eigentlich weiß ich ihren Namen leider nicht, aber ich nenn sie jetzt einfach so, weil ich es persönlicher finde und weil es vielleicht Verallgemeinerungen entgegenwirkt).

Nach den üblichen Begrüssungsfloskeln, erzählt mir die Frau etwas von ihrem Mais und deutet auf ein nicht als zu weit entferntes kleines Feld. Sie will, dass ich mitkomme. Also steigen wir den Hügel hinab, überqueren ein Bächlein und klettern gemeinsam durch einen Zaun. In ihrem Garten angekommen, verschwindet sie zwischen den hohen Maispflanzen und kehrt kurze Zeit später mit drei Maiskolben in der Hand zurück, welche sie mir nett entgegenstreckt. Ich will ihr als Dank etwas Geld geben, aber sie lehnt ab.

Auf dem Heimweg versuche ich mich zu erinnern, wann ich jemals jemanden den ich gar nicht kenne einfach etwas geschenkt habe.

Es ist wieder Februar

Der Februar kam und ging schnell, aber er hinterließ seine Spuren. Bilanz nach 28 Tagen: Ladekabel fürs Handy sowie Laptop tot und ich ein Jahr älter.

Meinen Geburtstag, wandelte ich, wie bereits erwähnt, in eine Geburtstagswoche um. Für die freie Zeit habe ich mir natürlich einiges vorgenommen und davon nichts umgesetzt, abgesehen davon mit ein neues Ladekabel zuzulegen. Der Aufenthalt im Lutheran Junior Seminary in Morogoro war vor allem von Essen geprägt (fünf Mahlzeiten am Tag). Eins zwei Ausflüge in die Innenstadt gabs auch. Die Stadt kann man meiner Meinung nach mit wenigen Worten beschreiben: heiss und imposante Berge, die scheinbar aus dem nichts meterhoch in den Himmel ragen und so wirken als würden sie die Stadt beschützen.

An meinem Ehrentag selbst gabs die üblichen Highlights ausschlafen, super leckeren Kuchen, eine blinkende Krone, Topfschlagen, eine Wasserpistole und einen Haufen Witze über mein Alter. Nein Spaß ich bin super glücklich mich dazu entschieden zu haben, mit den anderen Freiwilligen diesen Tag zu verbringen. So viele liebe Glückwünsche und süße Geschenke hätte ich sonst sicher nicht bekommen. Es wurde sogar kleine Schnitzereien für mich angefertigt in Form eines Delphins. Leider habe ich einen direkt verloren, aber das Meisterwerk wird mir für immer im Gedächtnis bleiben.

Mittlerweile bin ich wieder zuhause und Versuch mich nach dieser Woche wieder in den Arbeitsalltag einzufinden.

Soviel zu mir. Ganz liebe Grüße.