Willkommen und Abschied

Während alle anderen Freiwilligen schon mit Abschlussberichten und Abschiedsfeiern beschäftigt sind, hab ich das Gefühl gerade am Höhepunkt meines Aufenthaltes angekommen zu sein. Irgendwie läuft grade alles. Ich bin mit meinem Besuch aus Deutschland gut beschäftigt und auch auf Arbeit passiert grade ein bisschen was. Aber das hat auch einen großen Nachteil: die Zeit rennt. Und die Vorstellung in zwei Monaten in Deutschland am Flughafen zu stehen ist einfach so weit weg. So lange hab ich davon geträumt genau das zu machen, was ich grade hier mache und in nicht mal mehr 60 Tagen ist es schon vorbei. Um sich diesem Gefühl zu entziehen, werde ich ein letztes Mal mit einer guten Freundin aus Deutschland  verreisen, um anschießend die letzten anderthalb Monate in meinem Zuhause auf Zeit voll auszukosten. Immer wieder fallen mir Vorhaben ein, die es noch umzusetzen gilt.

Viele letzte Male stehen an aber auch noch Erste. So war ich heute zum ersten Mal richtig Teil einer Sendung. Ja ich weiß lange hat’s gedauert. Dafür haben wir uns heute im Krankenhaus getroffen, um vor Ort Patienten zu befragen, wie sie heißen, wo sie herkommen und wen sie gerne in der Heimat Grüßen möchten. Mein Lieblings Moment: ein junges Mädchen aus der Chirurgie grüßte neben einigen ihrer Freunde auch die Weiße die am Ende ihres Bettes stand. Das ganze wird dann morgen zwischen 11 bis 13 Uhr gesendet. Zu diesem Zeitpunkt sind wir allerdings schon wieder fast im Bus auf dem Weg zu unserem letzten Reiseziel. Ein paar Tage ausspannen am Strand, Kraft sammeln für die letzten Tage und schon mal ein paar Gedanken sammeln über die Zeit die ich hier in Tanzania verbracht habe und die Zukunft die mich in Magdeburg erwartet.

PS: Das Spendenprojekt für das Radio läuft natürlich weiter. Momentan hatte ich einfach nur keine Zeit. Ab übernächster Woche, möchte ich da wieder aktiver werden.

 

So viel dazu. Melancholische Grüße aus Tandala Town

Dinge, die ich gerne vor meiner Reise nach Tanzania gewusst hätte #3

So kommen wir nun zu meinem Vorerst letzten Teil aus der Reihe Womit-habe-ich-das-eigentlich-verdient. Bekannterweise kommt das beste zum Schluss. Also Vorhang auf für:
Wie man ohne Probleme einreist.

Wie vielleicht einige bereits wissen, bin ich ohne eine Organisation sondern privat eingereist. Natürlich habe ich mir vorher ein paar Tipps aus verschiedenen Quellen geholt (und damit meine ich mehr als nur Google zu befragen). Und so wie alle anderen einige Monate vor meinem Flug die Aufenthaltsgenehmigung und die Arbeitserlaubnis beantragt. Bis zu meiner Ausreise waren diese Dokumente allerdings noch nicht fertig, sodass ich, wie andere Freiwillige auch, bei der Einreise am Flughafen ein Visa ausfüllen musste. Um nicht unnötig viel Geld zu bezahlen, gab ich hier an als Tourist einzureisen und bezahlte brav meine 50 Euro/ Dollar. Dies sollte mir bzw. den Behörden drei Monate Zeit verschaffen mir mein Permit zu kommen zulassen. Bei allen Freiwilligen, die ich kenne (die nebenbei erwähnt über eine Organisation entsandt wurden) war dies auch unproblematisch, außer bei mir.

Bis jetzt – 6 Monate später – bereitet mir mein Preit immer noch Sorgen.
Aber fangen wir von vorne an. Kurz bevor mein Touristenvisum ablaufen würde, bekamen wir bei SUMASESU Besuch vom Immigration Office in Njombe (Hauptstadt der hiesigen Region, also quasi des Bundeslandes). Ich hatte schon mehrfach in der Zentrale in Dar es Salam nachgefragt, wo meine Dokumente bleiben würden. Die Antwort: es würden noch Unterlagen aus Njombe fehlen. Das traf sich der Besuch also gut, dachte ich noch.
Die Kollegen nahmen dann meine Einsatzstelle sehr genau unter die Lupe und befragten mich darüberhinaus zu meinem Aufenthalt. Scheinbar musste die NGO erst als Einsatzstelle verifiziert werden. Ich weiß nicht genau was im einzelnen passierte, aber mein Chef erzählte mir später, dass viele Unterlagen über die Organisation und jeden Mitarbeiter ausgefüllt werden mussten und dies sogar mehrfach. Die Kollegen gaben mir dann den Hinweis, ich solle das Immigration Office in Njombe schnellst möglich aufsuchen und dann werde man ein Lösung finden. So stand ich schließlich kurze Zeit später vor den Türen des Immigration Office und wartete darauf, dass mein Chef mit guten Nachrichten wieder heraus komme. Die Sache verzögerte sich weiter und so saß ich bereits im Bus auf den Weg zu anderen Freiwilligen in Iringa, um Weihnachten gemeinsam zu verbringen, als ich eine Nachricht von meinem Chef bekam: ich müsste  600 USD bezahlen, um einen speziellen Pass für den Übergang zu bekommen.
Das hatte ich mir zu Weihnachten nicht gewünscht.

Die Gründe für dieses Debakel sind mir immer noch nicht so ganz klar. Die Officer Begründeten dieses Verfahren damit, dass ich bei der Einreise verschwiegen hätte, dass ich nach Tanzania komme um als Volunteer zu arbeiten. Aus diesem Grund müsse mein Antrag neu bearbeitet werden oder so ähnlich.  Auch mit langem diskutieren war da nichts zu machen. Über die Feiertage akzeptierte ich dann relativ schnell, dass ich um einige hundert Euro leichter werden würde und bekam schon Bauchschmerzen wenn ich daran dachte, wieder nach Njombe fahren zu müssen.
Begründet, denn als ich am 5. Januar (ein Tag später als abgesprochen, wegen Verspätung der Fähre)  das Büro betrat, wurde mir gesagt ich sei zu spät. Und da ich die Regeln kennen würde, müsse ich jetzt halt zurück nach Deutschland. Wow.

Dies stellte sich  dann allerdings als ein lustiges Missverständnis raus. Ca. 15 min später, die ich versteinert auf einem Stuhl verbrachte, wurde ich losgeschickt Passbilder zu machen und zur Bank zu fahren, damit ich meinen super geheimen und exklusiven Pass erhalten könne. Zur Verabschiedung versicherten uns die Beamten dann, dass ich in 3 Monaten meine Aufenthaltsgenehmigung in den Händen halten würde.

Schon Anfang Mai, einen Monat bevor mein Geheimagentenpass auslaufen würde, fingen wir an die Behörden zu nerven. Erst fehlten wieder Unterlagen, dann waren die Unterlagen da, später waren sie verschwunden und schließlich sollte das Permit fertig sein, dann allerdings wollten sie statt 250 USD den doppelten Preis haben.
Habt ihr den Faden verloren? Kein Wunder!

Lange Rede kurzer Sinn: Jeder der auf eigene Faust nach Tanzania fahren möchte, um hier als Volunteer oder ähnliches zu arbeiten, der soll auf die paar 100 Dollar scheißen, die man bei der Einreise evtl. mehr bezahlt und dies beim Visum am Flughafen angeben.

Ich habe mich mittlerweile mehr oder weniger mit meinem Schicksal abgefunden und möchte mich nicht mehr darüber ärgern. Am Ende ist es nur Geld und die Erfahrungen und Erlebnisse die ich in diesem Jahr gemacht habe und machen werden sind mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen.

So viel dazu.

PS: Mittlerweile gibt es ein Happy End. Und wenn sie noch nicht verzweifelt sind, dann kann sie jetzt noch fast 3 Monate mit Aufenthaltsgenehmigung genießen.

Dinge, die ich gerne vor meiner Reise nach Tanzania gewusst hätte #2

Weiter gehts mit Anekdoten aus der Kategorie Muss-das-eigentlich-immer-mir-passieren. Viel Spaß!

Eine der teuersten Anschaffungen war wohl der Flug. Jetzt seh ich das anders, aber damals vor einem Jahr, als ich in der finalen Phase meiner Planung war, war ich sehr unsicher und wollte hier lieber auf Nummer sicher gehen. Also Flugtickets lieber gleich im Vorhinein zusammen buchen. Wer weiß, ob das von Tanzania aus geht.  Außerdem ist es so ja auch günstiger, oder?

Erstes Problem ich konnte die Tickets nicht länger als 12 Monate im Voraus buchen. Das heisst den Rückflug müsste ich so oder so später umbuchen. Naja egal dachte ich mir, dann bin ich wenigstens flexibel. Tja ganz so flexibel dann doch nicht, denn Hin- und Rückflug durften in meinem Fall leider auch nur 12 Monate auseinander sein. Das erfuhr ich allerdings leider erst vor wenigen Wochen, als ich mit meinem Reisebüro in Kontakt trat. Eigentlich hatte ich schon fest geplant etwas zu verlängern … Das viel dann ins Wasser. Ich hab mich mittlerweile damit abgefunden und freu mich jetzt wirklich sehr die Goldenen Hochzeit meiner Großeltern miterleben zu können. Aber hätte ich das früher gewusst, dann hätte ich die Tickets wohl lieber einzeln gebucht. Mit Umbuchungsgebühr wäre das am Ende wahrscheinlich aufs selbe hinausgelaufen.

„Verlängern? Wow dann muss es dir ja da unten wirklich gut gefallen.“ Abgesehen davon, dass ich die Formulierung ‚da unten‘ nicht mehr hören kann (Was soll denn das überhaupt heißen? Gut ja ich befinde mich unter dem Äquator aber ca. 5000 andere Länder auch). Aber ansonsten hat mich diese Entwicklung auch selbst überrascht. Mir war schon klar, dass mir der Abschied gegen Ende schwer fallen würde. Aber ich hatte wirklich ein bisschen Angst davor, dass ein Jahr zu lang werden würde, sodass ich eher so auf 10 Monate geplant hatte. Aber die Zeit geht einfach so unheimlich schnell vorbei. Ich hab wirklich geglaubt nach vier Monaten kann ich die Sprache schon, spätestens nach sechs. Und jetzt merke ich, wie viel ich noch lernen muss bzw. will, wie viel ich noch sehen und erleben will. Ich muss mir wirklich bewusst Zeit nehmen, sonst ist es Ende September und ich sitz im Flugzeug zurück nach Deutschland. Am Anfang hab ich alles auf mich zukommen lassen, mittlerweile hab ich mir im Kopf eine kleine Liste gemacht an Dingen, die ich gerne noch schaffen will, damit ich meine Ziele nicht aus den Augen verliere. Apropos Ziele…

Es wird anders als du denkst. Mach dir vorher so viele Gedanken wie du willst, verbringe schlaflose Nächte, wie ich. Alles umsonst. Man kann es sich nicht vorstellen. Aber das ist auch gut so. So ein Aufenthalt ist nicht da, um den Lebenslauf aufzuwerten oder eine Checkliste an Zielen abzuarbeiten (Sollte er zumindest meiner Meinung nach nicht).
Ich habe Dinge gelernt, die in keinem Lebenslauf auftauchen werden. Aber dennoch von großem Wert für zukünftige Arbeitgeber sein können, vor allem allerdings für mich selbst. Ich kann gar nicht genau sagen woran es liegt, aber mir sind in den letzten acht Monate so viele Dinge bewusst geworden und ich konnte mich viel bewusster selbst reflektieren.
Aber nicht nur der Aufenthalt insgesamt gesehen ist anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Sondern auch fast jeder einzelne Tag. Eine wichtige Lektion musste ich bereits früh lernen:
Mach keine Pläne, es kommt eh anders. Und das liegt nicht an allgemeinbekannten Klischee, sondern auch viel an der Sprache. Wie oft hab ich anfangs gedacht heute wird ein stinknormaler Arbeitstag an dem ich im Büro verschimmeln werde und war dann bis 19-20 Uhr unterwegs. Vielleicht waren Gäste da oder es war ein Feiertag. Alles Dinge, die man eventuell hätte vorher wissen können…Aber Schwamm drüber. Eins zwei mal hätte ich sicher gerne ein ausgiebigeres Frühstück gehabt, damit ich dann bis spät nachmittags oder abends aushalten kann, aber andererseits waren es immer Erfahrungen, die ich nicht hätte missen wollen.

So viel dazu. Liebe Grüße von dem Ort aus an dem ich mich grade befinde.

Utengule Kaffee Farm

Es ist Zeit Tanzania etwas näher kennenzulernen. Da ich nicht mal mehr vier Monate hier sein werde, will ich nun zu keinem Ausflug mehr nein sagen. Gesagt getan ging es letztes Wochenende ab nach Mbeya, genauer gesagt zur Utengule Kaffee Farm. Das Kaffee unteranderem aus Afrika bzw. aus Tanzania kommt ist vermutlich jedem bekannt. Aus diesem Grund dachten wir -ich und vier andere Freiwillige- uns, dass es an der Zeit ist diesen Mal zu testen.

Auch wenn wir am Ende nur eine Nacht auf der Farm bzw. in der zugehörigen Unterkunft waren (mehr hätten wir uns nämlich nicht leisten können), hat sich die Fahrt gelohnt. Das Gelände ist einfach super schön und wenig überlaufen. Unser persönliches Highlight: der Kaffee war umsonst. Ich kann nicht sagen, ob dieses Angebot jedem Besucher zu teil wird oder nur uns (man sah uns wohl an, dass wir uns den Spaß eigentlich nicht leisten können),  aber wir haben es natürlich voll ausgenutzt. Während der zweistündigen Führung über die Kaffeeplantage, konnten wir vor lauter Koffein uns kaum noch auf unseren Guide konzentrieren, ich hoffe er hat es uns nicht übel genommen. Es war trotzdem interessant!

Am nächsten Morgen war dann der Kaffeerausch schon fast verschwunden, weswegen zum Frühstück Nachschub bestellt wurde, bevor alle die Heimreise antraten. Mit leichter Übelkeit aber dennoch sehr glücklich gings für mich wieder zurück nach Tandala. Und ich hatte das Gefühl der Koffein wirkte noch bis in die neue Woche rein. Denn Montag ging ich besonders motiviert auf Arbeit in das Radio. Nach jeder Reise mit einem erneuertem oder erweitertem Geist, wie meine Arbeitskollegen zu pflegen sagen.

So viel dazu. Liebe Grüße heute aus der Radiostation Green.fm 91.5 Makete!!
Danke fürs Zuhören!

Tag der Arbeit in Süd Tanzania

Jeden Tag etwas neues sehen bzw. etwas neues kennenlernen zu können, dafür bin ich unheimlich dankbar. Vielleicht sogar etwas süchtig danach geworden. Immer wenn ich das Gefühl habe, jetzt ist eine Art Routine eingekehrt, gibt es wieder eine Veränderung in meinem Alltag. So sitze ich nun in der selben Radioshow wie immer mit andern Kollegen und kann endlich mal klugscheißen, denn jetzt bin ich der Spezialist. Nach einer Stunde kommt dann ein anderer Kollege rein und holt mich ab. Zusammen fahren wir mit dem Motorrad nach Makangalawe. Ich bekomme sogar noch eine Rückenstütze in Form eines Getränkekastens. Mit dem Bus bin ich die Strecke schon häufiger gefahren, aber mit dem Pikipiki macht es einfach viel mehr Spaß, insbesondere Tempo und Aussicht sind einfach besser. Nach einer Stunde Fahrt sind wir dann da und ich weiß mal wieder nicht wirklich was mich erwartet. Ich sehe eine Menschentraube und höre laute Boxen, hier in Makangalawe, ein Dorf im Süden Tanzanias wird der Tag der Arbeit scheinbar gebührend zelebriert. Wir haben Besuch von der Regierung, es werden Spiele gespielt und anschließend Preise verteilt. Es wird unteranderem Tauziehen und ein Wettessen veranstaltet. Dabei können sich die Zuschauer kaum das lachen verkneifen, als  die Wettkämpfer testen wer es schafft als erstes zwei Chapati und eine Soda runterzukriegen. Was ich erst später erfahre ist, dass mein Kollege, der mich hierher entführt hat, in dem Dorf aufgewachsen ist. Und er ist beliebt, während ich am Spielfeldrand beobachte wie er und seine Mannschaftskollegen versuchen ein Tor zu schiessen, höre ich ununterbrochen seinen Namen unter den Zuschauern. Auf dem Rückweg fahre ich im doch etwas bequemeren Auto der Regierungsvertreter mit und unterhalte mich nett. In dem Dorf Mangoto machen wir einen Zwischenstopp. Ich steige aus und warte darauf, dass meine Mitfahrgelegenheit mich wieder einsammelt. Auch hier werde ich nach kurzer Unsicherheit zu meinen Sprachkenntnissen, direkt in ein Gespräch verwickelt und mache neue Freunde.
Solche Ausflüge, von denen ich durch eine kurze SMS am Abend davor erfahre, die in etwa so lautet: Können wir morgen nach Makangalawe fahren? ohne jegliche Zusatzinformationen, werde ich zurück in Deutschland wohl missen.

Erkenntnis: Neue Dinge zu erfahren, heißt vielleicht öfter die Kontrolle abgeben bzw. Pläne fallen zu lassen. Das sollte doch auch ab und zu in Deutschland möglich sein, wenn man möchte.

So viel dazu. Ganz liebe Grüße aus Tandala

Kochen auf Metaebene

Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe an Gerichten, die ich neu gelernt habe zu kochen.  Meine ersten Erfahrungen in der Küche konnte ich bei der Familie machen, bei der ich die ersten zwei Wochen verbrachte. Dafür wurde mir zunächst einmal ein Kanga umgebunden. Ein Kanga ist ein Tuch mit einem meist religiösen Spruch. Dieses hatte ich bereits bei verschiedenen Anlässen gesehen, beispielsweise beim Arbeiten, aber auch bei traditionellen Anlässen wie zur Kirche und zu einer Beerdigung.
Mittlerweile wohne ich bekannterweise alleine und so konnte ich mich jetzt das erste mal selbst an den Herd wagen. Mein erstes gelungenes Gericht war dann eine Art Tomatensoße mit Süßkartoffeln. Nach dieser Phase erweiterte ich mein Repertoire um Boga. Unter Boga versteht man hier alles, was aus Grünzeug gemacht wird. Das ganze kommt meinem Verständnis nach Blattspinat am ähnlichsten. Zum Boga passen zwei Sachen besonders gut – Reis und Ugali – letzteres wollte ich gerne erlernen, was gar nicht so leicht ist, hat man so dürre Arme wie ich. Man koche Wasser, füge eine ganze Menge Maismehl hinzu und dann rühre man sehr stark und passe auf, dass das ganze auch vernünftig gekocht ist, ansonsten gibst Probleme bei der Verdauung, sagt zumindest meine Ugalispezialistin/ Nachbarin/ Mentorin/ Arbeitskollegin alias Oliva.
Nach meiner Gastfamilie, bei der ich anfangs wohnte und verköstigt wurde, ist meine nächste großer Influencerin also meine geliebte Nachbarin.  Aber es geht noch weiter mittlerweile war ich zum Beispiel mit einer anderen Kollegin bei ihren Eltern, wo wir eben auch zusammen gekocht haben.
Alle oben genannten Rezepte, alle Anekdoten und alle Orte die ich beschreibe hier in meinem Blog, sind Teile aus meinem Leben hier: was ich höre, wenn ich mich mit meinen Kollegen im Büro und Freunden beim Mittag unterhalte oder wenn ich heimlich Gespräche auf der Straße belausche. Was ich sehe, wenn ich zu Fuß in Ikonda auf dem Markt unterwegs bin oder im Bus acht Stunden nach Iringa fahre. Was ich schmecke, was ich fühle und was ich rieche an den wenigen Orten die ich hier in Tanzania in der kurzen Zeit besuchen kann, sind subjektive Eindrücke, von denen eine noch kleinere Menge hier auf meinen Blog wandern. Ich habe mich natürlich bewusst dazu entschieden einen Blog zu schreiben, aber ich möchte keineswegs als Quelle für verallgemeinerte Aussagen über Tanzania oder sogar Afrika herhalten. Die folgenden Zeilen sind die Worte eines ehemaligen Freiwilligen, die ich ausgewählt habe, weil sie den Nagel sehr einfach und Bildich auf den Kopf treffen .

„[…]Tanzania gehört wohl ohne Frage zu den Ländern und Gebieten der Erde, von denen in den deutschen Medien oder anderen Institutionen eher wenig und oberflächlich berichtet wird. Viel wird heruntergebrochen auf Probleme, auf Armut, auf landschaftliche Schönheit oder Bilder, die man mit dem pauschal, für sämtliche Länder dieses großen Kontinents, stehendem Begriff „Afrika“ verbindet. Worauf ich hinaus will ist, dass ich mich momentan in Tanzania befinde und die Leserschaft nicht und es zum Teil auch noch nie war. Die Bilder, die vermittelt werden, können also bei einigen von gar keinem anderen stammen, als direkt von mir. Somit finde ich es wichtig direkt am Anfang zu erwähnen, dass sämtliche meiner Eindrücke für sich stehen. Das, was ich erlebe, kann ein anderer Freiwilliger in einem anderen Einsatzort schon wieder ganz anders erlebt haben. Auch nehme ich hier eine Rolle ein, die beeinflusst, was ich erlebe, so kann jemand, der in der Rolle des Pfarrers oder Lehrers hierher kommt, eventuell ganz andere Eindrücke bekommen, als jemand, der einen Freiwilligendienst absolviert. […] Stereotype stehen beim Kennenlernen von einer anderen Kultur stärker im Weg, als wir es für möglich halten. Denn wenn man beginnt sich mit ihnen seine Fragen zu beantworten, hört man auf diese Fragen zu stellen und kommt so auch nie zu Antworten. Objektiv zu berichten ist natürlich nicht möglich, da alles, was ich erlebe, von mir zu meinen bisherigen Erlebnissen und meinen Hintergründen in Bezug gestellt wird. Aber wenn ich in einer Situation von meinen Empfindungen berichte, so bedeutet das nicht, dass es so ist, sondern nur, dass ich es so wahrgenommen habe. Vieles ist vom Moment abhängig und ein Jahr lässt einen vermutlich nicht genügend Momente erleben, um sicher Urteile fällen zu können. Ein kleines Beispiel, um diese Problematik besser zu erläutern, könnte mein Zimmer sein. Kommt man mich einmal besuchen, an einem Tag, an dem ich mein Zimmer gerade aufgeräumt und komplett durch gewischt habe und traut sich dann zu, ein Urteil zu fällen, könnte dieses sein, dass ich ein sehr sauberer Mensch wäre und immer auf Ordnung achten würde, obwohl mein Zimmer vielleicht die restlichen Tage des Jahres aussieht, wie ein Trümmerhaufen. So etwas möchte ich hierbei vermeiden. Auch wenn ich generell versuche dies zu vermeiden, bitte ich darum, beim Lesen von Erlebnissen, welche zu „Spektakularisierungen“ oder Überspitzungen einladen, diese Worte im Hinterkopf zu behalten oder einfach zurück zu blättern und sie nochmal zu lesen, schließlich habe ich sehr lange für die Formulierung gebraucht.“

Ich denke vieler meiner Leser sind sich dessen schon lange bewusst, aber ich erachte es als unheimlich wichtig, sich diese Gedanken immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, egal ob beim Gespräch im Bäcker um die Ecke mit der Bildzeitung auf dem Schoß oder beim lesen online in einem Blog der von jemandem geführt wird, der für kurze Zeit auf einem anderen Kontinent lebt.

So viel dazu. Danke für die Aufmerksamkeit.

Und zudem Thema noch ein bisschen interessante Artikel:

Fremde Welt ganz nah
Mit kolonialen Grüßen
Schwarzweißafrika

Es ist wieder Februar

Der Februar kam und ging schnell, aber er hinterließ seine Spuren. Bilanz nach 28 Tagen: Ladekabel fürs Handy sowie Laptop tot und ich ein Jahr älter.

Meinen Geburtstag, wandelte ich, wie bereits erwähnt, in eine Geburtstagswoche um. Für die freie Zeit habe ich mir natürlich einiges vorgenommen und davon nichts umgesetzt, abgesehen davon mit ein neues Ladekabel zuzulegen. Der Aufenthalt im Lutheran Junior Seminary in Morogoro war vor allem von Essen geprägt (fünf Mahlzeiten am Tag). Eins zwei Ausflüge in die Innenstadt gabs auch. Die Stadt kann man meiner Meinung nach mit wenigen Worten beschreiben: heiss und imposante Berge, die scheinbar aus dem nichts meterhoch in den Himmel ragen und so wirken als würden sie die Stadt beschützen.

An meinem Ehrentag selbst gabs die üblichen Highlights ausschlafen, super leckeren Kuchen, eine blinkende Krone, Topfschlagen, eine Wasserpistole und einen Haufen Witze über mein Alter. Nein Spaß ich bin super glücklich mich dazu entschieden zu haben, mit den anderen Freiwilligen diesen Tag zu verbringen. So viele liebe Glückwünsche und süße Geschenke hätte ich sonst sicher nicht bekommen. Es wurde sogar kleine Schnitzereien für mich angefertigt in Form eines Delphins. Leider habe ich einen direkt verloren, aber das Meisterwerk wird mir für immer im Gedächtnis bleiben.

Mittlerweile bin ich wieder zuhause und Versuch mich nach dieser Woche wieder in den Arbeitsalltag einzufinden.

Soviel zu mir. Ganz liebe Grüße.

How to learn Swahili

Ich bin der Meinung, dass wenn man in ein fremdes Land fährt und das Ziel hat, sich mit anderen Leuten auszutauschen, dann sollte man die Landessprache lernen. Nicht perfekt, aber ein paar Floskeln, Begrüßungen und kurze Unterhaltungen sollten schon drin sein.

Mir persönlich ist dies nicht nur wichtig, um leichter in Kontakt zu kommen und einen guten Eindruck als der Touri oder der Weiße, der ich nun mal dort sein werde, zu hinterlassen, sondern auch um mich selbst sicherer zu fühlen.

Als erste Amtshandlung habe ich mir dafür ein Swahili – Deutsch Wörterbuch angeschafft. Gar nicht mal so leicht zu finden, wie man bei einer Sprache die fast genauso viele Menschen sprechen, wie in Deutschland leben, annehmen würde. Entschieden habe ich mich schließlich für das Handwörterbuch des internationalen Swahili und bin damit sehr zufrieden. Von einem Übersetzer zusammengestellt, enthält es auf etwa 400 Seiten alles was man sich für den Alltag vorstellen kann.

Da ich mich jedoch mit stumpfen Auswendiglernen von Vokabeln wenig anfreunden kann, suchte ich nun nach einer etwas unterhaltsameren Alternative. Ich hatte bereits von vielen Apps gehört, mit denen das Sprachenlernen zum Kinderspiel werden soll, wobei ich bei den üblichen Verdächtigen zunächst nicht fündig wurde, bis ich mich an die Recherche am PC setzte.

Dort fand ich eine niedliche grüne Eule, die mir kostenloses Sprachenlernen auf spielerische Weise versprach. Überraschenderweise fand ich auch Swahili im Repertoire des Anbieters Duolingo, allerdings nur in Kombination mit Englisch. Also doppelter Lerneffekt check! Eine Lebensanzeige erinnert mich hier daran, dass ich meine Pflicht jeden Tag erfüllen muss und macht das Lernen zu einem Erfolgserlebnis.

Am dritten Tag das Experimentes kann man natürlich noch große Töne spucken… aber ich hoffe ich bleibe dabei. Auch wenn nur, weil ich Angst davor hab, was passiert, wenn alle mein Leben weg sind.

Nachhaltig Reisen?

Momentan ist mein Hobby Packing Videos auf YouTube zu suchten. Nicht nur aus Recherchegründen, es bringt mir auch einfach unheimlich viel Spaß. Problem ist, dass die meisten Weltreisenden in sehr warme Länder fahren und außerdem nie besonders lange an einem Ort bleiben. Ergebnis luftige Sommerkleidchen, stylische Sonnenbrillen und viel Kosmetik. Alles Dinge die bei mir keine Priorität haben. Mein Vorteil ist allerdings, dass ich bereits zweimal in Tanzania war und somit einigen Fettnäpfchen entgehen kann. Dennoch gibt es einiges das ich mir anschaffen möchte.

Dafür haben ich mir vorgenommen soweit es geht, nichts neu zu kaufen. Klingt jetzt Paradox, aber was ich damit meine ist, alles gebraucht zu kaufen. Und hier kommen wir zu meinem nächsten Hobby Ebay Kleinanzeigen…Viele Flohmärkte gibt es bei mir in der Umgebung nämlich nicht. Also muss ich leider gemütlich von meiner Couch aus Geld ausgeben.

Nicht den leichten Weg zu gehen, sondern solange zu suchen bis ich das Teil auch gebraucht finde, was ich mir ausgesucht habe macht das Shopping noch ein bisschen Spannender und vor allem nachhaltiger. Toller Nebeneffekt, ich spare auch eine Menge Geld.

V(iel)ISA(aufwand)

Mittlerweile lieg ich zwar krank im Bett. Aber ich freu mich trotzdem. Denn neben einem sehr schönem Wochenende in Hamburg habe ich heute auch alles nötige für die Aufenthaltsgenehmigung zusammen.

Mein erstes Visa beantragte ich 2013 in Tanzania. Dafür musste ich bei der Ankunft am Flughafen nur eine Stift, 50 Dollar, meinen Pass und sehr viel Geduld dabei haben. Also vergleichsweise unkompliziert. Überall in der Eingangshalle des Flughafens lagen Formulare aus, die einem, den bis zu drei Monate langen Urlaub ermöglichen. Ausfüllen, bei den Verantwortlichen abgeben und dann heisst es warten bis der Name aufgerufen wird.

Nun will ich aber etwas länger bleiben und dann auch noch als Freiwillige arbeiten. Was bedeutete, ich muss ein bisschen mehr Aufwand betreiben als der normale Touri.

Als aller erstes ist es notwendig zu wissen, wo ich arbeiten möchte. Denn neben einer offiziellen Einladung meines Arbeitgebers sind auch eine Art Arbeitsvertrag und eine Jobbeschreibung der jeweiligen Organisation notwendig. Auch die Aufenthaltsgenehmigung muss von deiner Arbeitsstelle unterschrieben werden.

Wichtig ist also erst einmal, dass du dich früh genug kümmerst, denn du kannst das Visa nur beantragen, wenn du noch nicht vor Ort bist. Ich für meinen Teil werde in einem halben Jahr fliegen (PANIK).

Alle Unterlagen müssen nun in doppelter Ausführung zur Botschaft in Berlin, dazu gehören noch eine offizielle Übersetzung deines letzten Zeugnisses, acht biometrische Passbilder, Kopien deines Reisepasses, ein englischer Lebenslauf, sowie zwei Weitere Dokumente, die es gilt auszufüllen. Und nicht zu vergessen kostet das ganze auch noch einen überraschend großen Haufen Geld.

Mal gucken, wann ich Antwort bekomme.